Aufbruch

1-Aufbruch

Buch: »Auch Hexen können weinen«

Der Aufbruch in dieses Leben beginnt bei allen Erdenbürgern mit einem Schrei. Was wäre wohl der erste Satz gewesen, wenn das Neugeborene schon hätte sprechen können? Bei mir wäre es vielleicht gewesen: „Ich will wieder zurück in die Welt, aus der ich gekommen bin“.

Auch wenn ich mir das neue Leben ausgesucht haben sollte – eine etwas sanftere Landung hätte ich mir schon gewünscht. Die ersten Jahre der Behütung schienen akzeptabel: trockene Windeln, regelmäßige Fütterung, gewärmt bei Kälte, gekühlt bei Hitze. Hände, die liebevoll berührten. Kein Grund zur Klage, denn schon das bekommt nicht jedes Kind.

Sobald das neue Wesen aber Ansprüche stellt – lautstark oft – werden die Weichen gestellt. Die Menschen, die es versorgen, wollen es nach ihren Vorstellungen formen, je nach Kultur anders, und so beginnen die ersten Brüche im Aufbruch. Weil selbständiges Handeln noch nicht möglich ist, geben die kleinen Menschen nach, auf, passen sich an und warten weise ab.

In den ersten 20 Jahren versuchte ich während des Aufbruchs hartnäckig den Ausbruch – mit vielen Schürfwunden. Zum Glück hatte ich meine Fluchtorte: Höhlen, Baumhäuser, das Bett im Kornfeld und vor allem die Tiere um mich herum. Im Kindergartenalter – in einer Zeit, als es Kindergärten auf dem Lande noch nicht gab – stellte ich mich an befahrene Straßen, in der Hoffnung, mitgenommen zu werden. Ich wurde immer wieder zurück gebracht.

Mein Aufbruch wurde immer wieder Ausbruch und machte mich zu der Kämpferin, die zu überleben wußte. Vielleicht entstand in diesen Jahren schon das nagende Fernweh, das mich viele Jahrzehnte begleitete. Irgendwo am Ende dieser langen Straße mußte es einfach besser sein, als da wo ich lebte.

hexen
In diesem Buch beschreibt die Autorin den Aufbruch der kleinen Lena in ihr Leben, ihre ungezählten Ausbrüche, die nach den direkten Versuchen als Kleinkind subtiler wurden. Bildung – das war Lenas Weg der Hoffnung: höhere Schulen erkämpft durch Hungerstreik, Lesen, um mehr von der Welt da draußen zu erfahren, Schreiben schon als Heranwachsende, um sich besser selbst zu erfahren,zu erfühlen.
Die Kindheit und Jugend ist das Herzstück des Buches. Auch Lenas weiterer Lebensweg mit allen Brüchen und Umbrüchen, wie auch die Wahrnehmungen des sensitiven Kindes, das als Erwachsene alles ablehnte, was nicht beweisbar war, werden hier erzählt. Ebenso die ersten Begegnungen mit Schamanen.

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