Leserstimmen & Rezension

 

▶ Immer wieder kopfüber ins nächste Abenteuer

Ein Buch aus meiner Sicht sowohl für Erleuchtungssuchende wie gleichermaßen für jene die Erleuchtung als Eso-Spiri-Spinnerei abtun und nichts damit am Hut haben. Beide “Lager” werden in diesem Buch auf ihre Kosten kommen. Hella schreibt nicht belehrend, nicht mit erhobenen Zeigefinger und schon gar nicht wie jemand, der glaubt zu wissen, der sich selbst als “erleuchtet” betrachtet – ganz im Gegenteil. Ihre Art ihre Erfahrungen in einem Kral bei einem Schamanen ist zutiefst menschlich, irdisch und im doppelten Sinne trocken … trocken und klar erzählt in der Erinnerung an die vielen Tage der trockenen Hitze in der sie mehr dahin vegetierte als lebte … Danke Hella für dieses wundervolle und spannende Buch. Danke für deinen Mut in deinem Leben immer wieder kopfüber ins nächste Abenteuer gesprungen zu sein und wohl auch weiter zu springen.

Michèle Pellegrini
auf Facebook (29.12.2014)

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▶ Schwarz-Weiß-Buch

Rezension zu: Hella Schwerla »Hitze, Dreck & Erleuchtung«, Goldmann-Verlag, 352 Seiten, 9,99 Euro

Hella Schwerla, Buchautorin, Radio- und Fernsehjournalistin, legt einen neuen Band vor. Nach ihrem tief schürfenden Indienbuch nun eines über ihre afrikanischen Erfahrungen. Und wieder ist das nicht eine der üblichen Reportagen, sondern sie lebt und leidet bei ihrem schwarzen Schamanen mit aller Inbrunst, die von ihr bekannt ist aus ihren Werken. Aber es ist nicht nur Afrika, das sie da beschäftigt, fast bis zur Selbstaufgabe, sie stellt Teile ihres westlichen Lebens und von Westlern in Afrika den indigenen Afrikanern gegenüber. Und wer dabei am Ende besser wegkommt, zeigt sich im Laufe des Buches mit zunehmender Deutlichkeit.

Es fängt alles im Westen an: Im Tiroler Alpbach und am Salzburgischen Mondsee. In Schamanenseminaren betreut sie dort zuerst Percy Odemphile aus Soweto und dann dessen Lehrer Jambolane Mpapane aus Südafrika.

Nach anfänglichen Irritationen – der alte Mann kommt offenbar nur schlecht mit den westlichen Verhältnissen zurecht – lädt er sie ein, ihn in seinem Kral an den Grenzen zu Mosambik und Swasiland zu besuchen. Bis es soweit ist, passiert noch einiges. Denn das kann nur über Ngwenya( das Krokodil), den Schüler und Dolmetscher Jambolanes passieren, und der wohnt in Swaziland. Afrika ist groß, die Entfernungen weit, das was wir als „Infrastruktur“ bezeichnen, weithin kaum vorhanden.

Als ihr Sohn Hella eine Weltreise schenkt, sieht sie die Gelegenheit gekommen, stattdessen nach Südafrika zu fliegen, um Jambolane zu besuchen. Das Abenteuer mit dem Schamanismus schreckt sie nicht ab, hat sie doch jahrelange Erfahrungen mit dem Inka-Schamanen Don Eduardo de Calderon aus Peru, den sie in Deutschland betreute und auch zu hause aufsuchte. Das Ambiente einer Schamanenresidenz ist ihr also vertraut. „Die Weißen haben die Uhren, aber wir haben die Zeit“ lautet ein afrikanisches Sprichwort. Also wird es dort erst einmal zu einer Prüfung ihrer Geduld, ehe sie endlich Jambolane gegenüber treten kann. Schon der Weg dorthin wird zur Strapaze. Der älteste Sohn Jambolanes holt sie vom Buschflughafen Nelspruit ab und bringt sie dann in den tiefsten Busch zum Kral seines Vaters, noch weit hinter Komatipoort. Der Sohn hat sich schon als Zwölfjähriger abgesetzt, wurde ein erfolgreicher Geschäftsmann und hat mit dem „Alten“ und seiner Welt nicht mehr viel am Hut.

Angekommen ist Hella erst einmal entsetzt über die Unterwürfigkeit der 14 Ehefrauen gegenüber ihrem Herrn Jambolane. Der Patriarch ist Mitte Achtzig, seine jüngste Frau gerade 18. Ihre scheinbare Unterwerfung nehmen die Frauen gelassen hin, sie lieben ihn auch. Zwei von ihnen sprechen einige Brocken Englisch und werden zu Vertrauten von Hella – die zahnlose, erst vierzigjährige Miriam und die schöne Togo, von Hella Kleopatra genannt. Beide werden zu engen Freundinnen, auch wenn die Verständigung mühsam ist. Zu allem Überfluss wird Hella auch noch schwer krank – und das in unzumutbaren hygienischen Verhältnissen.Später versteht sie diese ihre Krankheit, in der sie alles von sich lässt, was in ihr ist, als Reinigung von allem Überflüssigen in ihr. Aber bis zu dieser Erkenntnis ist noch lang hin.

Bei ihrem Fluchtversuch in die Zivilisation lernt sie ein Burenpaar kennen und die Frau schätzen, denn sie ist nicht mehr burisch-rassenbewußt und wird ihre Freundin.

Nach vielen Monaten erst bietet ihr Jambolane alles, was sie sich erhofft hatte, vom Knochenorakel bis hin zur Initiation zur Sangoma. Die sie eigentlich immer schon war, wie ihr Jambolane ganz am Schluss erst eröffnete. Dann schickt er sie zurück in ihre weiße Welt zu ihren Wurzeln, um dort ihren Auftrag als Heilerin zu erfüllen in ihrer individuellen Weise.

Wie Indien in ihrem Indienbuch, so zeigt die Autorin Afrika und seine Menschen so wie sie sind, ohne das übliche romantische Medienbrimborium. Nun macht sie sich auch klar, wie viel an unmittelbarer Menschlichkeit wir weißen Westmenschen von den Schwarzen lernen können, wie verklemmt und verkrampft wir sind, statt aus uns heraus zugehen und diejenigen zu werden, als die wir geboren werden. Dabei geht es auch nicht ohne Magie. Aber es ist die Magie, die auch zu den Kulturen unserer Vorfahren gehörte, ehe die Römer – und die Preußen – ihnen Zucht und Ordnung beibrachten.

Der Autor dieser Zeilen ist selbst Völkerkundler mit lebenslanger Erfahrung in der Schamanenforschung und kann all das, was dem uneingeweihten Leser „unglaubhaft“ erscheinen mag, nur bestätigen bis auf Punkt und Komma.

Als versierte Autorin schreibt Hella Schwerla einen Stil, der einen gefangen hält bis zum Ende, hat man sich erst einmal in ihn gestürzt.

Die 30 Fotos ergänzen den Text und lassen den Leser eintauchen ins afrikanische Flair.

Walter A. Frank

Walter A. Frank, Dr. phil.
Völkerkundler und Schamanismus-Experte

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